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Im vergangenen Oktober besuchte unsere Freundin Andrea Bedoya Kolumbien. Sie ist Designforscherin mit einem besonderen Interesse an nachhaltigen Nahrungsmittelsystemen. Wir nutzten die Gelegenheit um herauszufinden, wie es der Familie Giraldo nach den ersten Monaten der Partnerschaft mit co.hilo geht. Nach einem Rundgang durch den Hof setzte sich Andrea mit der Familie – Don Andrés, Doña Alicia und Robinson – zusammen, um über ihre bisherigen Erfahrungen zu sprechen. Patricia, Leiterin des Bildungsprojekts „Jardín Municipio Lector“, schloss sich ebenfalls der Gruppe an.

 

Dies sind die Höhepunkte des Gesprächs, das mit Cumbia Musik im Hintergrund und begleitet von einer warmen Tasse Kaffee, gesüßt mit Panela (Rohzucker), stattfand. In Andreas Worten: „eine echte kolumbianische Erfahrung“.

Erwartungen an co.hilo

Doña Alicia hat einen sehr praktischen Ansatz. „Wir haben viel Hoffnung. Wir erwarten, dass wir, nachdem wir so lange ausgebeutet wurden, endlich Anerkennung für unsere harte Arbeit bekommen. Denn bisher hat uns der Kaffee nur Arbeit gegeben. Viel davon und sehr wenig Belohnung.“ „Meine Nägel werden dadurch beschädigt!“ ergänzt Don Andrés lachend mit seinem großen Sinn für Humor.

Doña Alicia setzt ihre Analyse der Situation in einem ernsten Ton fort. „Alles, was vom Feld kommt, wird in Kolumbien sehr schlecht bezahlt. Weil wir nichts besitzen! Damit Sie verstehen: Wenn Sie in ein Geschäft gehen, um eine Jeans zu kaufen, legt der Besitzer des Geschäfts den Preis fest und diesen Preis müssen Sie bezahlen. Aber in unserem Fall können wir den Preis für das Produkt unserer Arbeit nicht festlegen. Und es ist dasselbe für alle anderen Produkte: Tomaten, Avocados, Kochbananen… alles. Es ist so, als ob wir es nicht besäßen. Ich kann dem Käufer nicht sagen: „Hey, das ist das, was meine Arbeit wert ist, also werde ich meine Avocado zu diesem Preis verkaufen. Nein, der Preis ist das, was sie dafür bezahlen wollen. Und was können wir tun? Wir brauchen das Geld; wir müssen das Produkt zu dem Preis verkaufen, den sie dafür bezahlen. Wir haben keine andere Wahl.“

Das monatliche Einkommen

Das monatliche Einkommen ist eine der Innovationen von co.hilos System für den Kaffeehandel. Statt einer einmaligen Zahlung bei der Lieferung des Kaffees erhält die Familie eine Anfangszahlung zur Deckung der Produktionskosten und die folgenden monatlichen Zahlungen, die ein lebenswertes Einkommen für die Familie darstellen. Das ist eine große Veränderung für die Bauern. Was denkt Familie Giraldo darüber?

Zuerst erklärte Doña Alicia die aktuelle Situation im konventionellen System. „Als Mitglied einer Kooperative bezahlt sie uns für die Menge Kaffee, den wir haben. Wenn wir 20 Ladungen haben, bezahlen sie uns für die Ladung zum aktuellen Preis. Sie haben auch ein System des Verkaufs von Futures. Sie sagen zum Beispiel, dass sie unseren gesamten Kaffee zu einem bestimmten Preis kaufen werden und wir sind verpflichtet, ihnen unsere Ladungen zum vereinbarten Preis zu verkaufen, selbst wenn der aktuelle Marktpreis höher wäre.“

Dann schlägt sie eine Alternative vor. „Für mich wäre ein besserer Weg: Sie geben uns das Geld im April, wenn wir die Ernte vorbereiten und wir liefern den Kaffee im November, wenn er geerntet wird. Dies könnte eine Möglichkeit für zukünftige Verkäufe sein. Aber wegen der Preisänderungen ist es wie eine Wette. Wenn ich die Ladung jetzt für 800.000 verkaufe und sie im November 1.000.000 wert ist, wie viel Geld verliere ich dann? Dies ist eines der Dinge, die co.hilo verbessern will. Ein Preis, der nicht auf der Grundlage internationaler Preise berechnet wird, sondern auf der Grundlage der tatsächlichen Kosten und Bedürfnisse für ein menschenwürdiges Leben für die Produzenten.“

Robinson hat eher eine ruhige Persönlichkeit. Er ist derjenige, der sich um die administrativen und finanziellen Abläufe für die Familie kümmert; er ist für das Bankkonto verantwortlich, das erst vor kurzem eingerichtet wurde, seit co.hilo ins Spiel kam. Er sagt: „Die monatlichen Zahlungen laufen gut, wir erhalten sie pünktlich. Am Anfang hat es länger gedauert, wir mussten auf die Bank warten… aber jetzt ist es pünktlich, jeden Monat am 22. haben wir das Geld. Es funktioniert gut.“

Auf die Frage, ob er irgendwelche Änderungen oder Verbesserungen am System vornehmen würde, sagt Robinson: „Am Anfang brauchen wir Geld, um die Arbeiter zu bezahlen. Bis jetzt haben wir nur eine kleine Menge Kaffee an co.hilo verkauft, damit die Wertschöpfungskette getestet werdeb kann. Wir bräuchten mehrere solcher Verkäufe oder vielleicht einen großen, um ein gutes Einkommen zu erzielen. Ausgehend davon habe ich den Eindruck, dass die Anfangszahlung etwas niedrig ist. Selbst wenn die monatlichen Zahlungen danach etwas niedriger sind, wäre es besser, eine höhere Anfangszahlung zu haben.“

Dies sind für uns in co.hilo wichtige Erkenntnisse und wir werden diese Punkte in Betracht ziehen, um unser System zu verbessern. Ausführlichere Informationen zu diesem Thema findest du in unserem Blog-Eintrag „co.hilo Transparency Report“ bzw. unter Blog > Transparenz.

Kürzlich hat Robinson auch einen direkten Nutzen aus dem monatlichen Einkommen gehabt. Er verletzte sich am Fuß und konnte einige Wochen lang nicht arbeiten. Im konventionellen Szenario würde keine Arbeit kein Einkommen bedeuten. Bei co.hilo konnte er auf mehr wirtschaftliche Sicherheit zählen.

Robinson sprach auch über die Organisation der Lieferkette. Er erklärt: „Ich kann den Kaffee hier nicht lagern, bis Sie mir sagen, dass Sie ihn brauchen, oder? Was ist, wenn Sie ihn brauchen und ich in diesem Moment nicht die Menge habe? Ich muss mit etwas Zeit im Voraus planen, mindestens 2 Monate. Wenn Sie mir zum Beispiel jetzt sagen, dass Sie den Kaffee brauchen werden, hätte ich ihn für Januar oder Februar fertig. Ich habe keinen Platz, um ihn auf einmal zu trocknen und außerdem haben wir im Moment keinen Platz, um ihn zu lagern“. Um die Nachfrage nach der gesamten Ernte der Giraldo-Familie zu sichern, lief eine Crowdfunding Campaign und wir verkaufen Abos, damit die Giraldos Lieferungen im Voraus planen können. Deshalb ist deine Teilnahme an co.hilo so wichtig!

Robinson ergänzt: „Es wäre großartig für uns, viele Verkäufe pro Jahr oder größere Verkäufe zu haben… bis wir schließlich die gesamte Ernte verkaufen können, in dem Wissen, dass wir dieses Geld erhalten werden. Das wäre unser Traum.“ Und Don Andrés schließt, nun ernsthaft und auf den Punkt gebracht: „Wir wollen mit Ehre behandelt werden. Das bedeutet, dass wir guten Kaffee schicken, eine gute Bezahlung erhalten und dass wir mit Vertrauen arbeiten können.“

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