Wenn in den Jahren 2021 und 2022 über Kaffeepreise gesprochen wurde, hieß es in der Regel, dass sie so hoch waren wie nie zuvor. Monat für Monat wurde der historische Preisrekord gebrochen, bis er im Juli 2022 seinen Höhepunkt erreichte.
Zum ersten Mal seit Jahren sahen sich die großen Unternehmen gezwungen, die Kaffeepreise für die Verbraucher zu erhöhen. Angesichts der weltweiten Inflation und des raschen Anstiegs der Produktions- und Lebenshaltungskosten bedeuteten diese hohen Kaffeepreise allerdings nicht, dass die Menschen im Kaffeeanbau reich wurden. Aber zum ersten Mal seit Jahrzehnten – so zeigt es der Vergleich mit dem Preis von 2003 – erhielten sie eine faire Bezahlung für ihr Produkt.
Im Jahr 2023 hat sich das Blatt gewendet. Auf einen schnellen Preisanstieg folgt bei Rohstoffen in der Regel ein schneller Rückgang. Diese Schwankungen beruhen auf Angebot und Nachfrage, Zukunftsprognosen und Spekulationen und haben nichts mit den Produktionskosten der Ware zu tun. Für multinationale Konzerne ist das nachvollziehbar, nicht aber für kleine Kaffeeanbau-Unternehmen.
In den vergangenen Monaten war der Preis pro Carga (125 kg) in Kolumbien im freien Fall. Im Januar 2023 fiel er auf $1.838.000 COP. Im Juni lag er dann bei $1.577.000 COP und im Juli nur noch bei $1.318.000 COP – ein Rückgang um 40 % innerhalb eines Jahres. Aber warum ist das so?
> Der weltweite Trend zu niedrigeren Rohstoffpreisen wirkt sich auch auf den Kaffee aus;
> Die Schwankungen des Wechselkurses zwischen kolumbianischem Peso (COP) und US-Dollar (USD) spielen eine Rolle, da der Kaffeehandel in USD abgewickelt wird, die Bauern aber in COP bezahlt werden;
> Außerdem versprechen die Prognosen für nächstes Jahr eine große Ernte in Brasilien, die den Markt optimistisch machen, dass es ein Überangebot geben wird;
All das führt dazu, dass die Menschen im Kaffeeanbau ihr Produkt mit Verlust verkaufen – der Verkaufspreis deckt die Produktionskosten nicht. Da sie aber keine Alternative haben, sind sie gezwungen, den Kaffee zu verkaufen und auf bessere Preise beim nächsten Mal zu hoffen.
Was ist also die Lösung?
Der nationale Kaffeeverband Kolumbiens fordert zwar Unterstützung von der Regierung, aber wir glauben, dass eine Verbesserung der Situation nur durch systematischen Wandel möglich ist. Mit unseren monatlichen Einkommen für die Menschen im Kaffeeanbau stellen wir einen fairen Preis pro Carga sicher, der die Produktionskosten berücksichtigt und ein existenzsicherndes Einkommen für die Familien abdeckt.
Darüber hinaus fördert unser durch den Kaffeeverkauf unterstütztes Bildungsprojekt Jardín Municipio Lector kulturelle Angebote wie Theaterkurse, Leseclubs sowie einen engen Austausch mit den Familien im Kaffeeanbau. Dabei wird ihnen die Geschichte und der globale Kontext des Kaffees näher gebracht und ihr Wissensstand auch in anderen Bereichen erweitert.
Wenn die Kaffeepreise sinken, sollte dann auch der Preis für VerbraucherInnen sinken?
Nach Angaben des Präsidenten kann der Branchenriese Lavazza im Jahr 2024 als Folge der gesunkenen Rohkaffeepreise im Jahr 2023 mit Preissenkungen für die EndverbraucherInnen rechnen.
Das hört sich zunächst positiv an: Anstatt die Marge als Gewinn einzubehalten, senkt das Unternehmen die Preise. Aber wenn ein niedrigerer Preis für die EndverbraucherInnen bedeutet, dass die Menschen im Kaffeeanbau nicht genug erhalten, um ihre Kosten zu decken, halten wir das nicht für ethisch vertretbar. Die VerbraucherInnen in Europa befinden sich in einer privilegierten Position und das Einsparen von ein paar Cent beim Kaffeekauf auf Kosten der wirtschaftlichen Stabilität von Familien im Kaffeeanbau ist etwas, das wir nicht akzeptieren können.
Dass wir unsere Preise in kolumbianischen Pesos (COP) festsetzen, um mit den Lebenshaltungskosten in Kolumbien übereinzustimmen, bedeutet, dass ein aufgewerteter COP unsere Kosten erhöht.
Konventioneller Kaffeehandel mit Preisen in USD (Beispielszenario):
Wechselkurs |
Nov 2022 |
Aug 2023 |
USD |
2,79 USD/Pfund |
2,79 USD/Pfund |
COP |
14.139 COP/Pfund |
11.352 COP/Pfund |
Selbst wenn der USD-Preis gleich bliebe, wäre der Preis in COP allein aufgrund der Wechselkursschwankungen fast 20 % niedriger.
In unserem System legen wir den Preis in COP fest, entsprechend der Lebenshaltungskosten in Kolumbien. Die Wechselkursschwankungen wirken sich also unterschiedlich auf uns aus (Beispielszenario):
Wechselkurs |
Nov 2022 |
Aug 2023 |
COP |
14.139 COP/Pfund |
14.139 COP/Pfund |
USD |
2,79 USD/Pfund |
3,47 USD/Pfund |
Um den Bauern ein angemessenes Einkommen zu garantieren, müssen wir mehr für den Kaffee in USD bezahlen. Allerdings neigt der COP-USD-Wechselkurs zu Schwankungen. Um also die wirtschaftliche Stabilität der Menschen im Kaffeeanbau zu sichern, berücksichtigen wir diese Schwankungen auf unserer Seite des Geschäfts.
In realen Zahlen ausgedrückt, ist das der Vergleich unseres Preises pro Carga zwischen Januar und August:
Wechselkurs |
Jan 2023 |
Aug 2023 |
COP |
2.251.724 COP/Carga |
2.251.724 COP/Carga |
USD |
469,01 USD/Carga |
558,98 USD/Carga |
Das impliziert eine Erhöhung unseres Kaffeepreises in USD (und folglich in EUR) um über 19 % aufgrund der Wechselkursschwankungen.
Für unsere Kunden hat das zur Folge, dass wir unsere Preise erneut anpassen werden. Als Belohnung für unsere Genossenschaftsmitglieder werden wir die gleichen Preise wie bisher beibehalten und nur die Preise für Nicht-Mitglieder erhöhen. Wenn ihr noch kein Mitglied seid, ist das ein guter Zeitpunkt, um beizutreten.
Danke fürs Lesen!